Emscher: Gewässertyp und Leitbild



Bewertungsverfahren und Planungsprozesse an Fließgewässern orientieren sich – verbindlich seit Einführung der EU-Wasser-Rahmenrichtlinie – an den gewässertypspezifischen, naturräumlichen Grundlagen. Auch im Falle irreversibler anthropogener Überprägungen ist eine Zuordnung zu Gewässertyp und Leitbild zu treffen.

Die im Einzugsgebiet der Emscher vorliegenden massiven anthropogenen Überprägungen machen für die Ermittlung von Fließgewässertyp und Leitbild eine genaue Analyse der historischen und aktuellen Verhält-nisse notwendig.

Für die Typzuweisung und Ermittlung der potenziell natürlichen Referenzverhältnisse wurden sowohl die von der Emschergenossenschaft zur Verfügung gestellten geologischen Querschnitte und Bohrkernunter-suchungen entlang der Emschertrasse als auch verschiedene historische Karten und Planwerke ausgewer-tet. Daraus wurden zunächst die potenziell natürlichen Substrateigenschaften und anschließend die Lauf-entwicklung und Profilverhältnisse ermittelt.

Für die Leitbildermittlung und -zuweisung wurden zunächst das aktuelle Sohlgefälle als Talbodengefälle sowie die heutigen potenziell natürlichen Substrateigenschaften ermittelt, um daraus die Laufentwicklung und Profilverhältnisse – auf Basis der bei der Typermittlung festgestellten Zusammenhänge – abzuleiten.

 


Die wesentlichen Ergebnisse der Fließgewässertyp- und Leitbildzu-weisung von Dortmund-Deusen bis zur Mündung in den Rhein bei Dinslaken sowie der Ermittlung der entsprechenden morphologischen Referenzverhältnisse sind:

 
 
  • Die Emscher von Dortmund-Deusen bis zur Mündung in den Rhein bei Dinslaken ist drei Fließgewässertypen zuzuordnen:

    Fließgewässer der Niederungen;
    Lehmgeprägter Fluss des Tieflandes;
    Sandgeprägter Fluss des Tieflandes, teilorganisch.

  • Dem als Fluss kategorisierten Abschnitt der Emscher wurden drei Abschnittstypen zugeordnet:

    gewunden,
    mäandrierend und
    stark mäandrierend.
  • Die historischen Quellen stützen die Befunde auf der Ebene der Typusausweisung: Demnach hat es sich bei der Emscher auf der überwiegenden Strecke um einen gewundenen bis stark mäandrierenden Tieflandfluss mitvorwiegend sandiger Sohle gehandelt; sandig-lehmige Substrate, aber auch Kiesbänke kamen ebenso vor wie deutliche Torfbildung. Das Profil war flach und stellenweise durchwat- bzw. durchfahrbar.
  • Die Leitbildzuordnung ergab gegenüber der Typzuordnung lediglich auf einer relativ kurzen Strecke eine Abweichung, die in einem Wechsel vom Sandgeprägten Fluss des Tieflandes, teilorganisch zum Lehmgeprägten Fluss des Tieflandes besteht.
  • Im Unterschied zur Leitbildzuordnung zeigt die Zuordnung der Abschnittsleitbilder dagegen eine Reihe von Abweichungen vom typgemäßen Referenzzustand, da in Folge der bergsenkungsbedingten Gefälleveränderungen des Leitbildzustands sowohl Versteilungen als auch Verflachungen, mit den entsprechenden Einflüssen auf die Laufentwicklung, gegeben sind.
  • Sowohl für Gewässertyp als auch für das Leitbild konnten Größenordnungen für die potenziell natürlichen Gerinnebreiten und -tiefen sowie die potenziell natürlichen Mäandergürtelbreiten abschnittsweise ermittelt werden.

 

     
   

Mit der dezidierten Ermittlung sowohl der typgemäßen Referenzverhältnisse sowie der leitbildgemäßen Gewässerausprägungen wurde die gewässerökologische Basis sowohl für die Bestimmung der Entwicklungsziele als auch für die Bewertungen künftiger Umbaumaßnahmen geschaffen.
Das Projekt "Gewässertyp und Leitbild Emscher " wurde im Oktober 2004 abgeschlossen.